Werte Südtiroler Volksbank!

VB Räuberschiff - salvo buon fine. Artwork arminpost
Sie haben mir am 7. November geschrieben, dass Ihr Verwaltungsrat – im Zuge der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft – den Auszahlungspreis für einen Anteil mit 12,10 Euro fest gelegt hat. Der Buchwert liegt noch bei 19,65 Euro!

Wie andere Südtiroler haben auch ich der Südtiroler Volksbank fast ein Leben lang die Stange gehalten und nun vögeln Sie uns so. So wie der neoliberale Bankensektor aufgestellt ist, wird die Zukunft der Südtiroler Volksbank auch mit der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft nicht rosiger werden. Im Gegenteil, wer sich in der internationalen Bankenszene kundig macht belächelt Ihre euphorischen Zukunftsszenarien. Sie wollen uns weiß machen, dass bis 2021 eine Renditeerwartung auf das Eigenkapital von 9,9 Prozent erreicht wird. Oder habe ich was falsch verstanden? Ich gebe Ihren Institut zwei drei Jahre und dann wird das Südtiroler Banken-Filetstück von einer Bankengruppe gefressen sein. In Zeiten wo Börsen quotierte Aktien vieler Banken um die 2 Euro herum krebsen kündigen Sie große Sprünge mit 9,9 Prozent an. Wer bürgt für diese Prognosen? Für mich ist es ein Sterben auf Raten, wie es schon unsere [sic] Südtiroler Sparkasse vor exerziert hat.
Die Basis für die Ermittlung der Preisspanne (Anm.: Auszahlungspreis, ) der Gutachter ist der Strategieplan 2017-2021. […] Die Gutachter haben eine hohe Eigenkapitalbasis von 12% und eine sehr anspruchsvolle Renditeerwartung auf das Eigenkapital von 9,9% angenommen. [...] Wir können uns dieser Marktlogik bei der Berechnung des Auszahlungspreises nicht entziehen, denn auch wir sind Teil des Systems.*
Na bravo! Das System vorschieben – indem man selbst Player ist – um uns Kunden zu verarschen. Dass es nun zur Umwandlung von einer Genossenschaftsbank zur Aktiengesellschaft kommen muss, ist auch geschuldet am Expansionshunger einer einstigen soliden lokalen Bank. Wer nun aus der Genossenschaft aussteigen will wird um ein über ein Drittel geschröpft. Noch bei der letzten Kapitalaufstockung (2015/2016) mussten Ihre Kundebetreuer uns Honig um den Mund schmieren. Die Anteile konnten je Stück à 19,20 Euro erworbene werden, aber ich habe mich nicht erweichen lassen. Hätte damals aussteigen, bzw. spätestens am 1. Oktober 2010 aussteigen sollen. Ein Dank gilt den Volksbank-Mitgliedern, die die Kapitalerhöhung (Anm.: 95,7 Mio.) gezeichnet haben und die Volksbank damit in ihrer Strategie und Weiterentwicklung unterstützen (Aussendung Südtiroler Volksbank, 22. Jänner 2016).
In konkreten Zahlen heißt das, wer zur Zeit 1000 Aktien Anteile hat, hat noch einen monetären Gegenwert von 19.650,00 Euro. Dank „unabhängiger Berater“ der VB sind die 1000 Anteile nur noch 12.100,00 Euro wert. Satte 38 Prozent Verlust.*
Ich empfinde die Show die Sie abziehen als einen legalen Betrug, denn Sie wollen nicht unser Kapital verlieren (ca 980 Mio. Euro). Auch wenn mich wiederhole: Sie hätten sich mit kleineren lokalen Brötchen zufrieden gegeben könne, im Sinne für jene die seit den Zeiten der Spar- und Vorschusskassen Ihre treuen Kunden sind. Und Sie geben dem System die schuld? Die nunmehrige Friss- oder Stirbmentalität ist üble Abzocke, welche vom Gesetzgeber gedeckt ist. Sie sollten die Größe haben jedem das zu geben was sein jetziger Gegenwert der Anteile ist, wenn dieser mir der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft nicht einverstanden ist. Das wären mehr als legitim. In Ihren Zeilen an mich schrieben Sie
Die Bank ist dazu verpflichtet, einen Auszahlungspreis (valore di liquidazione) festzusetzen – für jene Mitglieder, die von ihrem Austrittsrecht Gebrauch machen.*
Schön formuliert das mit dem Austrittsrecht, wenn eine Genossenschaft [sic] aufgelöst wird (Umwandlung = Auflösung). Nur, dass Sie uns Genossen hierbei zwingen eine hohen Wertverlust in Kauf zu nehmen ist gegen das Genossenschaftsprinzip. Wer hat die Südtiroler Volksbank zu dem gemacht was sie war, bis die Gier nach dem schnellen Geld sich als Seifenblase erwies? Die nunmehrige Vorgangsweise ist moralisch verwerflich, aber bei einem Präsidenten – welcher am Balkan-Buffet sich gelabt hat – nicht weiter verwunderlich.

Dass Sie tausende Südtiroler so über den Tisch ziehen ist unter jeder Sau. Bei mir ist nun Schicht im Schacht. Mit 8. November 2016 habe ich die Geschäftsbeziehungen mit der Südtiroler Volksbank auf Eis gelegt und schaue mich andersweitig um. Alles was möglich war gekündigt. Auch die Sparbücher meiner Kinder. Unsere Marie – in eine Stofftasche – in der bisherigen Haus-Filiale 02 füllen lassen, und bin damit zur Tür raus gegangen. Toll!

PS: Sollte in den obigen Zeilen etwas flasch widergegebne sein – was nicht beasichtigt war – so bitte ich Richtigstellungen mir zukommen zu lassen.

* Zitat VB E-Mail vom 7. November

HINTERGRÜNDE
- VB Pressemitteilung vom 7. November 2016 
- Die Volksbank-Aktie, Neue Südtiroler Tageszeitung
- Gefesselte Aktionäre, salto.bz vom 8. November 2016