Franz Thaler zum 90. Geburtstag

© FotoHarald Pickert (1901 - 1983) * | 
Südtirol kann sich glücklich schätzen, einen Menschen wie diesen zu haben. Einen steten Mahner für das Humane. Wider dem Vergessen. Ein stiller Mann, der mit seinen einfachen Worten auch meinen Lebensweg geprägt hat.
* Prof. Harald Pickert (1901 - 1983), akademische Künstler aus Kufstein. Von 1939 bis 1945 in den Konzentrationslagern Sachsenhausen, Mauthausen und Dachau als politischer Häftling inhaftiert.

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Franz Thaler. Geboren 1925 im Sarntal. Einer kinderreichen Kleinhäusler-Familie entstammend, besuchte Franz Thaler die damals faschistische italienische Schule. Bei der Option 1939, nach seinem letzten Schuljahr, entschloss sich sein Vater fürs Dableiben; Franz und seine fünf minderjährigen Geschwister waren in den Augen der meisten Nachbarn plötzlich "Walsche". Als Thaler 1944, obwohl Dableiber, also italienischer Staatsbürger, den Befehl zum Einrücken in die Deutsche Wehrmacht erhielt, flüchtete er in die Berge. Erst als man seinen Vater bedrohte, stellte er sich. Sein Leidensweg führte ihn durch mehrere Gefängnisse ins Konzentrationslager Dachau. Im August 1945 kam er, zwanzigjährig, seelisch und körperlich gebrochen, nach Hause. Bei Edition Raetia: „Unvergessen. Option, KZ, Kriegsgefangenschaft, Heimkehr. Ein Sarner erzählt“ (1999; Erstausgabe als Sondernummer der Zeitschrift Sturzflüge November 1988). Quelle: Edition Reatia

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Unvergessen. Ein Sarner erzählt
Verzeihen ja, vergessen nein. Diesem Grundsatz verpflichtet erzählt Franz Thaler, Jahrgang 1925, von den schlimmsten Jahren seines Lebens: Bei der Option 1939 entschließt sich sein Vater gegen die Auswanderung ins Deutsche Reich und für das Dableiben in Südtirol. Der junge Franz sieht sich plötzlich den Schikanen der einheimischen Nationalsozialisten und deren Mitläufer ausgesetzt. Obwohl Dableiber und somit italienischer Staatsbürger, erhält er 1944 den Befehl zum Einrücken in die Hitler-Armee, flüchtet aber in die Berge. Erst als seiner Familie die Sippenhaft droht, stellt er sich. Sein Leidensweg führt ihn durch mehrere Gefängnisse ins Konzentrationslager Dachau und zeitweise ins Außenlager Hersbruck. Zwanzigjährig kommt er im August 1945 ­– seelisch und körperlich gebrochen – wieder nach Hause.
 „Der Federkielsticker aus dem Sarntal hat in der Zeit des Nationalsozialismus, aber auch danach, als es galt, der Wahrheit über die von Politik und Gesellschaft verdrängte Vergangenheit eine Bresche zu schlagen, die große Tugend der Zivilcourage bewiesen.“ Günther Pallaver in seinem Nachwort
Franz Thaler schildert seine Erinnerungen in schlichten, aber eindringlichen Worten. Sein Buch, bereits mehrmals neu aufgelegt, ist ein Klassiker der neuen Südtiroler Geschichtsschreibung.